Souvenir a motive of "Stocknägel"
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7 Tage Kunsthaft
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Sieben Tage lang wird das Künstlerduo die Galerie nicht
verlassen. Nur aufs Klo dürfen sie in die Kneipe nebenan,
ein schnelles Bier ist aber nicht erlaubt.
Andreas Eucker und Frank-Udo Tielmann aus Köln sitzen in "Kunsthaft" in der Galerie Wohnmaschine in Prenzlauer Berg. Die Räume sind kameraüberwacht, Passanten können alles auf einem Monitor mitverfolgen. In einer spartanischen "Zelle" sitzen die beiden am Tisch und stempeln 20.000 Wäscheklammern. Beidseitig!
Daraus entsteht eine Skulptur.
"Wir wollen auf das Zwanghafte in der Kunstproduktion aufmerksam machen,"erklären die Künstler. "Wir fühlen uns aber ganz frei." Freiheit in der Abgeschlossenheit? "Man ist ja total weg von den Reizen der Außenwelt, und kann endlich mal über Kunst nachdenken."
Isoliert sind die beiden nicht: Rund um die Uhr können Leute kommen, meist bringen sie etwas zu essen und Kohlen für den Kachelofen mt. Galerist Friedrich Loock, der das Duo auf der Kölner Kunstmesse 1992 kennengelernt hat, schaut auch öfter rein.
Die selbstauferlegte Askese hat jedoch ihre Tücken.
Andreas Eucker, der im Armee-Doppelbett unten schläft, hat beim Aufstehen eine schöne Kopfwunde abbekommen. Seit einem Monat ist er verheiratet."Mit der Ehe hat die "Kunsthaft" nichts zu tun, die Aktion war vorher geplant" beteuert Eucker.
Bis morgen sitzen die beiden ein und arbeiten über zwölf Stunden am Stück...

BZ,3. Februar 1994

copyright by Andreas Eucker and Frank-Udo Tielmann